Casting Haze ist ein Langzeitprojekt, das Katrin Hornek in Zusammenarbeit mit WissenschaftlerInnen entwickelt. Dabei werden auf Grundlage von CO2-Mineralisierungstechniken deren geopolitische und wirtschaftliche Aspekte, industrielle Verflechtungen und philosophische Hintergründe analysiert. Für Hysterical Mining verdichtet Hornek eine Momentaufnahme aus diesem Prozess in einer Multimedia-Installation, die ein Video und einen bedruckten Vorhang mit einer kollektiv gestalteten Landschaft verbindet.
Von der Atemluft, die aus unseren Lungen strömt, über die Muscheln der Tiefsee und lebende Biomasse bis hin zu Verbrennungsmotoren und dem in Wolkenkratzern verbauten Zement auf Muschelkalkbasis: Überall findet sich Kohlendioxid in unterschiedlichen Formen. Als entmaterialisiertes Produkt der Industrialisierung – gleichermaßen Heizdecke des Klimawandels und tragende Säule digitalisierter Gesellschaften – ist CO2 auch an allen Stoffwechselprozessen beteiligt, durch die Organsimen mit der Erdkruste im Austausch stehen. ForscherInnen und Firmen in aller Welt versuchen, diesen Kohlenstoffdioxidzyklus zu verändern, umzukehren und zu beschleunigen, indem sie CO2 in einen stabilen und speicherbaren Zustand bringen und profitabel in Produktionszyklen zurückspeisen.
Hornek verbindet forschungsbasierte Analyse mit künstlerischer Spekulation, indem sie eine 14 Kilogramm schwere Skulptur aus mineralisiertem CO2 plant. Das Werk mit dem Titel Atmosphere - The Decarbonization Trophy soll als Trophäe zur Auszeichnung der produktivsten CO2 Engineering Technik idealerweise 2030 verliehen werden. Ihr Gewicht entspricht dem durchschnittlichen monatlichen CO2-Ausstoß der Lunge eines einzigen ruhenden menschlichen Körpers.
Das Promotion-Video für die zukünftige Preisverleihung wird von einem semi-transparenten, psychedelisch anmutenden Vorhang gerahmt, der Bilder von sogenannten Nummuliten zeigt – Organismen, die Kohlenstoff binden und dadurch mineralisieren. Die auf den Vorgang gedruckten Logos stammen von Firmen, die derzeit auf dem Gebiet der Bindung und Nutzung und/oder Speicherung von Kohlenstoff aktiv sind.
Im Zuge der Ausstellung wird in einem kollektiven Akt ein Boden aus Lehm gestaltet. Diese haptische Erfahrung ist Teil einer Lecture-Performance, die TeilnehmerInnen mit auf eine Reise nimmt – auf der die im Laufe der Zeit sich verändernden Beziehungen zwischen Menschen und Steinen erzählt und gefühlt werden. Das wiederum führt in eine Zeit, in der der Mensch selbst zu einer geologischen Kraft geworden ist.
Text: Auszüge aus dem Booklet, Hysterical Mining, Kunsthalle Wien